Zitat
Original von hugo
Wie definierst Du überhöhte Geschwindigkeit?
Schön, daß Du an den besagten Testfahrer-Unfall erinnerst. Zu diesem Unfall, so tragisch er auch verlief, habe ich meine eigene Meinung, die allerdings nicht zu der Vorverurteilung des Testfahrers durch die Blöd-Zeitung paßt. Ich bin nämlich der Auffassung, daß besagte Mutter nach allem, was ich von diesem Unfall weiß, auf der linken Spur nichts zu suchen hatte und, wäre sie da geblieben, wo sie hingehörte, nämlich rechts, es schon zu dem Unfall nicht gekommen wäre. Zweitens: wer sich bei einem sich schnell von hinten nähernden Fahrzeug so erschrickt, daß er sein Fahrzeug derart verreißt, gehört nicht auf die Autobahn - wenn man ihm denn überhaupt eine Fahrerlaubnis zugestehen will.
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, daß sich auch jenseits von 200 km/h überaus entspannt fahren läßt, vorausgesetzt man hat das geeignete Fahrzeug.
Aus meiner Sicht sind nicht die Schnellfahrer das Problem auf den Straßen. Das Wort Raser vermeide ich dabei ganz bewußt. Das Problem sind allein die aggressiven Drängler, die Du, wie schon gesagt, aber durch ein Tempolimit nicht zu fassen kriegst.
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Hallo Peter,
ich glaube, im Prinzip meinst du dasselbe wie ich auch - nur würde ich es etwas "publikumswirksamer" ausdrücken ...
Nicht jeder der schnell fährt, ist ein Raser, und auch nicht jeder, der (nach den Buchstaben des Gesetzes) ZU schnell fährt.
Es gibt Ecken, da kann man vollkommen gefahrlos mit durchgängig 130 über die Landstraße brezeln - aber erlaubt sind trotzdem nur 70.
Das sind dann üblicherweise die Stellen, wo die Gebühreneinzugsmaschinen der Trachtengruppe Grün-Weiß herumstehen und für Umsatz sorgen.
Andererseits kann man an manchen Stellen wo ein Schild '70' erlaubt, schon mit 50 deutlich zu schnell sein - das ist der ganz normale Wahnsinn in Deutschland.
Baut jemand auf der o.g. Landstraße mit 90 einen Unfall, ist er gleich ein "Raser", fliegt er aber in zweitem Fall mit 69,98 km/h von der Piste, schreit die Presse gleich wieder von der "Mörder-Kurve", die entschärft gehört, bevor noch irgendetwas schlimmeres passiert ...
Sowohl das eine als auch das andere ist täglich geübte Praxis in Deutschland, dem wohl einzigen Staat, in dem die Prämisse gilt: "alles was nicht ausdrücklich verboten ist, muß ausprobiert werden!"
Allerdings muß ich dir in einem Punkt widersprechen:
der sogenannte "Turbo-Rolf", der die Hausfrau damals von der Autobahn (und gleich auch aus dem Dasein) geputzt hatte, WAR ein echter Raser und halsloser Irrer, wie er im Buche steht!
Daß die Frau "auf der linken Spur nichts verloren" hätte, ist eine seeehr gewagte Einschätzung: darf die Hausfrau mit ihrem Fiesta nicht auch mal einen LKW überholen, oder einen smart CDI, der gemütlich mit 90 auf der rechten Spur dahinrollert?
Nach deiner Argumentation wäre JEDER, der unverschuldet in einen Unfall verwickelt wird, trotzdem selbst schuld: er hätte ja auch zuhause auf dem Sofa hocken bleiben können ...
Ich bin mir nicht wirklich hundertprozentig sicher, ob DU nicht auch evtl. das Steuer verreißen oder sonst irgendeine Panikreaktion liefern würdest, wenn in deinem Rückspiegel plötzlich SEHR nah ein Auto auftaucht, das mal eben 150 km/h Geschwindigkeitsüberschuß gegenüber deinem eigenen Tempo hat!
Selbstverständlich glaube ich auch, daß dieser Amokfahrer durchaus imstande war, einen Aufprall auf das vorausfahrende Fahrzeug zu verhindern - aber das WEISS der Vordermann im Zweifelsfalle nicht, und KANN er auch gar nicht wissen, weil die Bremsleistung dieser Technologieträger in einem vom Laien gar nicht abschätzbaren Bereich liegt!
Hätte da in dieser anfliegenden Kanonenkugel ein Durchschnittsfahrer in einem Standardauto gleicher Leistungsklasse gesessen, wäre es unweigerlich zum absoluten Horrorcrash gekommen - das haben ja damals auch die Zeugenaussagen mehrheitlich so wiedergegeben.
Mein Fazit: ich fahre gerne schnell, möchte mich aber keinesfalls als Raser angesehen wissen.
Wer aber mit einem überpotenten Auto im dichten Autobahngedrängel mit der Brechstange und um jeden Preis schneller sein will als alle anderen, der ist in des Wortes negativster Bedeutung ein echter 'Raser'!
Und von denen gibt es in Deutschland leider viel zu viele ...
(Bedauerlicherweise sind es aber selten die Raser, die zu Schaden kommen, wenn ihre stunts mal mißglücken - ihre Autos sind meist groß und teuer und haben sämtliche denk- und undenkbaren Sicherheitsfeatures.
Da zieht die Hausfrau im alten Fiesta schnell mal den (finalen) Kürzeren.
(Oder auch der LKW-Fahrer, wie z.B. der, der damals von dem bekifften Jungkriminellen im dreier BMW von der Autobahnbrücke geschubst und 70 Meter tief abgestürzt war ...)
Übrigens: natürlich gibt es auch gewissenlose LKW-Fahrer und gemeingefährliche rollende LKW-Leichen - aber den Löwenanteil an den Unfällen machen sie trotzdem nicht aus.
Gemessen an den täglichen Kilometerleistungen sind LKW sogar deutlich seltener in schwere Unfälle verwickelt als PKW - nur sind die Schäden nach einem LKW-Unglück natürlich deutlich größer, und deshalb erschenen diese Unfälle auch häufiger in den Nachrichten, als wenn sich mal wieder ein unterbelichteter Heißsporn in seinem Opel Calippo Turbo mit 200 in irgendein Hindernis bohrt.
Schönen Gruß,
Robert